Nach Frau Margarete Söhner von den Innenstadtkinos Stuttgart, haben wir heute mit Herrn Benedikt...
Interview mit Cinevator Enrico Sinner
Im heutigen Interview sprechen wir mit Herrn Enrico Sinner vom KINOPOLIS Gießen. Zusammen mit u. a. Frau Margarete Söhner und Herr Benedikt Sczuka ist Herr Sinner Teil unserer aktuell laufenden Cinevator-Kampagne. Wir haben uns über alternativen Kinocontent und Maßnahmen für modernes Kino unterhalten.
Guten Tag Herr Sinner! Sie haben Kino einmal als Alltagszuflucht bezeichnet. Was macht diese Zuflucht in Ihren Augen aus?
Der Kinosaal ist einer der wenigen Orte, an dem man kaum durch äußere Einflüsse gestört wird. Man kann gänzlich abschalten und komplett in den Film eintauchen. In der Zeit, in der der Film auf der Leinwand „läuft“, ist das, was außerhalb dieses geschlossenen Raumes passiert, ein Stück weit „egal“. So kann man einen Film in einer besonderen Art und Weise rezipieren. Dies geht so nur in einem Kinosaal.
Würden Sie sagen, dass Besucher nach der langen Durststrecke während der Pandemie Kino wieder mehr zu schätzen wissen?
Vor der Pandemie gab es jeden Tag die Möglichkeit, ins Kino zu gehen. Es war für viele selbstverständlich, dass ein Kino geöffnet hat und Filme zeigt. Während der Pandemie haben viele dann gemerkt, dass man Filme zwar auch zu Hause sehen kann, die Gefühle, Emotionen, die bei einem Kinobesuch hervorgerufen werden, aber zu Hause größtenteils nicht bzw. nicht so intensiv erzeugt werden können. Kino ist ja viel mehr als nur ein Platz, an dem man einen Film schaut, Kino ist ein Raum, an dem zusammen lacht, zusammen weint oder zusammen erschrickt.
Kino ist ein Ort der Zusammenkunft des Austausches, denn wir machen Menschen mit anderen Welten und Perspektiven vertraut. Ob unsere Besucher das Kino mehr zu schätzen wissen als vor der Pandemie, ist schwer zu sagen, aber auf jeden Fall haben Sie gelernt, dass die Freiheit und die Möglichkeit, jederzeit ins Kino gehen zu können, nicht selbstverständlich ist. Aber dass sie das jetzt wieder können, das schätzen sie, glaube ich, sehr.
Was, außer bereits getroffener Maßnahmen, muss ein Kino bieten, um Menschen für das Kino zu begeistern?
Kino hat in der Vergangenheit immer gezeigt, das es sich anpassen und auf die Bedürfnisse der Gäste eingehen kann. Aber die Zeiten, in den es leicht war, mit einem guten Film viele Menschen zu begeistern und ins Kino zu locken, sind mehr oder weniger vorbei. Wir müssen mehr sein als eine bloße Abspielstätte von Filmen/Content. Wir müssen jeden Besuch zu etwas Besonderem machen. Voraussetzung dafür sind selbstverständlich Kinosäle, die mit moderner Technik ausgestattet sind. Der Gast braucht „AHA“ Erlebnisse und idealerweise kommt zu der sehr guten Technik und dem sehr guten Film noch eine sehr gute Gastgebermentalität hinzu. Denn wenn sich der Gast wohlfühlt und mit positiven Erinnerungen aus dem Kinosaal kommt, dann ist der Weg zum nächsten Besuch gar nicht mehr so weit.
Wie wichtig ist sogenannter „Alternativer Content“ im KINOPOLIS Gießen bisher und für welche Vorstellungs- bzw. Contentideen sind Sie offen?
Alternativer Content spielt bei uns eine immer größere Rolle. Erst vor Kurzem haben wir (wie viele andere auch) das neue Album von „RAMMSTEIN“ als pre Release im Kino „vorgeführt“. Es war für alle Anwesenden etwas Besonderes, dieses Album in DOLBY ATMOS zu hören. Aufgrund der großen Nachfrage ist es nicht bei der einen Vorstellung geblieben. Wir mussten relativ schnell zwei weitere Vorstellungen anbieten. Das zeigt das Kino auch fernab vom Kinofilm funktioniert und die Menschen von dem Ort fasziniert sind. Aus diesem Grund können wir uns auch von der Privatvorstellung über Gaming-Events, Liveübertragung von Sportevents oder den Lieblingsfilm alles vorstellen und wir sind auch für alle Ideen offen.
Welche Ziele verfolgen Sie durch die Zusammenarbeit mit Cineamo?
Wir möchten es unseren Gästen einfacher machen, mit uns in Kontakt zu treten und diese Schwelle, die es vielleicht in der Vergangenheit gab, deutlich verkleinern. Mit Cineamo ist es ohne Probleme möglich, mit uns als Kino in Kontakt zu treten. Wenn der erste Schritt getan ist, können wir dann zusammen mit dem Gast schnell und unkompliziert kommunizieren und ausloten, ob die Idee des Gastes so oder in einer anderen Form umgesetzt werden kann. Wir erhoffen uns, die besucherschwächeren Zeiten und Schienen besser auslasten zu können.
Auch die Ideen und die damit einhergehenden Impulse unserer Gäste wollen wir gern aufnehmen und nutzen. Idealerweise werden die Gäste durch Cineamo mehr an unser Haus gebunden und können sich noch mehr mit uns identifizieren. Im Idealfall ist es für alle Seiten (Gast, Cineamo und Kino) eine Win-win Situation.
Herzlichen Dank Herr Sinner für das tolle Gespräch!
Cineastische Grüße,
euer Cineamo Team